Die C100 Scouts beim Strecken-Check, Teil 1

Nur noch wenige Wochen bis zu den Chiemgauer100, die 2021 einen komplett neuen Anstrich erhalten. Vor allem was deren Streckenführung angeht: Neue Trails kamen hinzu, aber auch so manch altbewährter wurde beibehalten – wenn auch die Laufrichtung nicht mehr die selbe ist wie noch vor einem Jahr.

Darum war es höchste Zeit, die Streckenführung auf Herz, Nieren und Schweißverlust zu checken. Zwei Testläufe wurden absolviert. Zum einen auf der ersten Schleife für die 100 Meilen Läufer (km 0 bis 93), welche in wesentlichen Teilen, aber natürlich in abgespeckter Form auch dem Prolog für die 100 km “Sprinter” entsprechen (km 0 bis 32).

Zum anderen gab es einen Testlauf auf der Hauptschleife, die etwa 70 Kilometer lang ist und von allen Läufern, welche sich C100-Finisher nennen wollen, absolviert werden muss. Falls die Kräfte dafür nicht mehr ganz ausreichen, kann auf eine verkürzte Version dieser Schleife ausgewichen werden, auf der man 20 Kilometer einspart und sich um die gefürchtete “Hölle am Hörndl” drücken kann.

Jetzt geht es um genau diese Hauptschleife, welche von C100 Scout Philipp in Ultratrail Survival Manier als Selbstversorger hinter sich gebracht wurde. Viel Spaß!

Auf geht’s zur 2.Schleife! Nachdem ich ja letzte Woche nur einen Teil der 1.Schleife mitlaufen konnte, hoffte ich, dass ich es diesmal durchziehen kann. (Näheres dazu in einem demnächst hier zu findenden Blogbeitrag , Anm. d. Red.)

Da auch die 2.Schleife ohne VP nur wenig Möglichkeiten zum Wasser auffüllen bieten würde, packte ich meinen Rucksack möglichst voll und hatte auch einen Wasserfilter dabei. Die richtige Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Aber alles der Reihe nach.

Bei angenehmen, aber doch teilweise schon dampfigen 14°C gings los. Ausgeruht geht es über den Sportplatz zuerst einige 100m flach Richtung Süden, dann durch den Wald erst auf neuer, später schlechter werdender Forststraße immer schmaler zulaufendschließlich auf Bergpfad kontinuierlich bergauf. Ab der Hochfelln Mittelstation hauptsächlich in der prallen Sonne, den Hochfelln immer im Blick, geht es weiter zum ersten Gipfel des Tages. Oben angekommen erst mal etwas die Beine entspannen, den herrlichen Ausblick genießen und eine kleine Stärkung zu mir nehmen. 

Weiter geht’s ein paar Meter auf dem Hochfellnrundweg bevor es links in einen unbeschilderten Steig um den Thoraukopf geht (aber nicht, wie bisher über die Thoraualmen). Ab hier ist Trittsicherheit gefragt. Der größtenteils sehr technische Steig steil bergab ist sicherlich nicht knieschonend, sind doch zum Teil fast 1 Meter Höhe mit einem Schritt zu bewältigen. Im oberen Teil rutschig durch loses Geröll, später zum Teil sehr schmal und ausgesetzt folgen im Schatten rutschige Wurzeln, welche uns auch noch rechts den Steig Richtung Eschelmoos verfolgen, bevor es nach einer Furt über Forststraße weitergeht. 

In Eschelmoos dann an einer Kuhtränke die erste Möglichkeit Wasser aufzufüllen und sich nochmal etwas abzukühlen, bevor es einen kurzen Anstieg zuerst auf Forststraße Richtung Hinteralm dann einen Wanderweg zur Bischoffsfellnalm hochgeht. Dort zwang mich 2019 noch ein Gewitter unterzuziehen, heute war mir der Wettergott deutlich gnädiger gestimmt. Dennoch nutze ich kurz die Zeit mit dem Wirt und seinen netten Mädels ein paar Worte zu wechseln. Sie werden auch dies Jahr wieder die Läufer kräftig anfeuern. 

Weiter wieder über Forststraße, ab Grundbachalm wieder Steig, muss ich mir erst einmal einen Weg durch eine Kuhherde bahnen, bevor es weiter zu den Jochbergalmen geht. An der Rechenbergalm nochmal abkühlen und Wasser auffüllen geht’s schon wieder weiter über meist Forststraße Richtung Röthelmoos, doch vorher noch ein kurzer Abstecher über die Langerbaueralm über einen kaum mehr erkennbaren Weg. (Hier war ich das erste Mal froh, dass ich meinen GPS-Tracker dabei hatte.) Die Abkürzungsoption im Blick, entscheide ich mich für den langen Weg übers Hörndl. Meine Hoffnung auf frisches Wasser wird Röthelmoos am Brunnen dann jäh gestört. Selbst aus dem Zulauf kommen Algen und Moos. Da meine Reserven fürs Hörndl nicht mehr reichen, ich aber auch nicht mehr zurückgehen will, muss ich das erste Mal meinen Wasserfilter testen.

Danach geht’s weiter einige Meter Forststraße folgend, dann halblinks über einen schlechten Forstweg, der sich weiter zu einem schmalen Steig verengt, durch ein Scharte, halb im Schatten, halb in der Sonne, dennoch über rutschigen Erdboden steil bergauf. Wer hier zu spät ist, braucht viel Flüssigkeit, da sich die Hitze staut. Nachdem man aus dem Wald rauskommt, ist das schlimmste geschafft. Weiter dem gut erkennbaren Pfad folgen, (nicht den kaum mehr sichtbaren Richtung ehem. Hochkienbergalm ;-) ) gelangt man nach eher gemächlichem Anstieg schließlich aufs Hörndlplateau. Ab hier wieder über technische Passagen hinab zur Brandneralm. Nachdem ich die letzten Jahre schon dachte, das Hörndl ist schlimm, in der jetzt gelaufenen Gegenrichtung ist es noch schlimmer. Es wird definitiv ein Gratmesser sein und wer an der Langerbaueralm nicht mehr 100% fit oder relativ spät dran ist, sollte ernsthaft mit dem Gedanken spielen, die Abkürzungsoption direkt nach Brand wahrzunehmen!

An der Miasei Alm (direkt rechts von der Brandneralm) mache ich meinen letzten längeren Verpflegungsstop, fülle nochmal sämtliche Flaschen auf und komme mit den Besitzern in ein nettes Gespräch. Diese hatten wohl 2018 in der Hitzeschlacht den ein oder anderen Teilnehmer mit dem Auto mit ins Tal genommen, nachdem diese hoch zum Unternbergsattel schon etwas „gelitten“ hatten. Auch sie freuen sich schon wieder darauf, wenn „die Verrückten“ wieder vorbeikommen.

Weiter geht’s über einen kurzen Anstieg über die Simandlmaisalm, bei der ich fast den quasi nicht mehr erkennbaren Weg verpasse weiter über mehrheitlich Pfade Richtung Unternbergsattel und weiter bergab zur (leider derzeit geschlossenen) Raffneralm. Ab hier folgt man eine Zeit lang der Forststraße, bevor es rechts auf einen breiten Weg geht, der schließlich in Brand endet. Ab jetzt geht es über Asphalt, mehr oder weniger gute Forststraßen und Pfade relativ gemächlich und eben bis zur Kletterwand. Dort wartet der letzte richtige aber kurze, dennoch rutschige Anstieg nach Egg. Wer jetzt noch die Beine dazu hat, kann es nochmal richtig rollen lassen. Der bis Obergschwendt asphaltierte Weg geht in einen gemütlichen Wanderweg über und führt an Maria Eck vorbei nach Oberscharam. Je nachdem, wie ihr Euch vor dem Hörndl entschieden habt, warten jetzt entweder die 5km direkt zum Basecamp oder nochmal 13km am Mammutheum vorbei,  um Adelholzen und am Bergener Freibad vorbei zurück zum Start-/Ziel-Bereich. 

Was mir die letzten beiden Wochenenden gezeigt haben: Der Chiemgauer100 ist und bleibt einer der schwersten und anspruchsvollsten, aber auch freundlichsten, familiärsten und schönsten Gebirgsultras im deutschsprachigen Raum. Wer hier nicht zu 100% Fit ist, hat kaum eine Chance (ohne Abkürzungsoption) innerhalb der vorgegebenen Zeiten die Check-Points zu passieren. 

Jetzt heißt es sich von den Anstrengungen schnell zu erholen, nochmal die letzten Trainingseinheiten zu absolvieren, bis es ins Tapering geht. Ich hoffe, euch hat meine kurze Streckenbeschreibung gefallen und wir sehen uns am letzten Juliwochenende frisch und ausgeruht in Bergen.